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In losen Abständen veröffentliche ich hier ergänzende Beiträge zum Buch "Gold in der Schweiz"
Kann man in der Schweiz Gold finden? - Ein fiktives Interview mit dem letzten Schweizer Goldwäscher

Kann man in der Schweiz Gold finden? - Ein fiktives Interview mit dem letzten Schweizer Goldwäscher

Dienstag, Juli 22, 2025 Goldwaschen Schweiz Goldwäscher

Dieser Goldwäscher in Peru bei Puerto Maldonado arbeitet heute noch so wie Hans Horlacher, der letzte Schweizer Goldwäscher. Hans Horlacher lebte vor rund 150 Jahren an der Aare im Kanton Aargau. Natürlich hatte Hans noch keinen Wasserschlauch zur Verfügung. Er musste das Wasser von Hand aus dem Fluss schöpfen und über den Waschstuhl spülen. Auf dem Waschstuhl liegt jedoch ein raues Tuch - genau wie damals - mit dem der Goldwäscher die feinen Goldflitter "fängt". Sie bleiben wegen ihres gegenüber dem Kies viel schwereren Gewichts an der rauen Oberfläche des Stoffes hängen. Bild-Quelle: Wikimedia Commons (Dr. Eugen Lehle)

Kürzlich publizierte ETH Heritage diesen Artikel über das Goldwaschen in Brugg an der Aare im Jahr 1859. Im Internet findet sich auch dieser Bericht aus dem Jahr 1924 über die Geschichte der Goldfunde in schweizerischen Flüssen. Dort wird Hans Horlacher beschrieben. Die beiden Berichte haben uns inspiriert, ein fiktives Gespräch mit Hans Horlacher, dem letzten Goldwäscher der Schweiz an der Aare bei Umiken um 1890 zu führen. Die Begegnung und Dialoge sind ausgedacht, die Gold-Geschichte der Schweiz jedoch ist echt.

Am Ufer der Aare: Jakob begegnet Hans Horlacher

Die Aare fliesst ruhig unter dunkel ziehenden Wolken dahin. Jakob, ein junger Bursche, schlendert gelangweilt am Ufer entlang, die Hände tief in den Taschen. Plötzlich tritt eine gebeugte Gestalt aus dem Nebel hervor. Jakob realisiert sofort: Das ist Hans Horlacher - die Legende - der letzte Goldwäscher am Fluss.

Jakob: „Herr Horlacher, stimmt es, dass es in der Schweiz wirklich Gold gibt?“

Hans, die Augen ein wenig verschmitzt, lehnt sich auf seine Schaufel:

Hans: „Gold? Oh ja, das gibt es. Nicht wie im Märchen, aber echt genug - wenn du bereit bist, dafür zu frieren, zu schwitzen und nasse Hosen heimzutragen!“

Zwei Wege zum Schweizer Gold: Berg- und Waschgold

Hans: „Weisst du, Jakob, es gibt zwei Sorten Gold in unseren Bergen und Flüssen. Das eine nennt sich Berggold — das wartet tief drinnen im Felsen, in alten Stollen, kaum sichtbar für das blosse Auge. Gondo im Wallis, die Goldene Sonne in Graubünden, Astano-Sessa im Tessin und Salanfe — dort hatten Bergleute grosse Hoffnung. Hammer, Meissel, dreckige Finger, manchmal eine dicke Beule am Kopf... Und meistens kam mehr Enttäuschung als Reichtum.“

Er wischt sich mit einer ledrigen Hand die Stirn. „Ich war nie so verrückt, diese Minen selbst zu betreten. Da ist das Waschgold freundlicher: winzige Flitter, von Regen und Schnee aus dem Fels gespült und von der Aare, der Reuss oder dem Rhein ins Tal getragen. Hier, am Fluss, findet einer mit Glück schon mal ein Goldblättchen in der Grösse eines Fliegen-Flügels.“

Wechselvoller Goldwäscher-Alltag

Hans: „Denk nicht, das hier sei ein Leichtes, Jakob. Im Frühling kommt das Hochwasser. Dann trägt der Fluss alles fort, was nicht angewachsen ist. Aber er bringt auch neues Gold aus den Alpen. Im Sommer brennt die Sonne dir das Hemd vom Rücken; im Winter frieren dir die Hände ab. Ich spüle stundenlang den Fluss-Schotter über meine Waschbank. Meistens weiss ich etwa, was mich erwartet, wenn ich mit vollem Einsatz arbeite. Aber es gibt immer wieder Tage, da hast du am Abend kaum genug Goldstaub, um überhaupt etwas zu sehen. Aber dann, wenn ein kleiner, leuchtender Flitter aufblinkt — dann gehörte mir die Welt!“

Ein Vogel ruft von der anderen Seite. Hans zieht seine Jacke enger: „Meine Kleider taugen nichts mehr gegen die Nässe. Aber Träume? Die sind immer trocken.“

Die grossen Legenden des Schweizer Goldes

Hans (erzählt): „Aus Gondo, tief im Wallis und schon fast drüben in Italien, habe ich gehört, sollen sie sogar Goldmünzen prägen – soviel Gold hat es im Berg. Doch das glaube ich erst, wenn ich es selbst sehe. In Felsberg, in der Mine Goldenen Sonne, ist die Euphorie auf alle Fälle schon wieder vergangen. Den Quarzbrocken mit Freigold, den sie am Fuss des Calanda fanden, war offenbar ein Einzelstück.“

Die Kunst des Goldwaschens – ein Abenteuer für alle

Jakob: „Und, Herr Horlacher, kann ich das Goldwaschen auch lernen?“

Ein Lächeln blitzt auf.

Hans: „Alles, was du brauchst, ist eine Schaufel und eine Goldwasch-Pfanne, einen wachen Blick — und Geduld, mehr Geduld, als ein Floh springen kann. Viele geben nach drei Stunden auf, weil sie denken, Gold muss sofort glitzern. Aber das Gold in den Schweizer Flüssen ist wie das Leben: Erst wer dranbleibt, wird belohnt. Mit jeder Schaufel Kies kommt nicht nur ein bisschen Gold ans Licht, sondern eine Geschichte, ein Abenteuer, das besser glänzt als jedes Edelmetall.“

Fazit: Gibt es Gold in der Schweiz?

Es gibt Gold. Viel? Nein. Aber genug, um Träume lebendig zu halten, Familien zusammenzubringen, Kinderherzen höher schlagen zu lassen. Die Schweiz ist ein Land voller Berge und Flüsse. Es gab vier alte Goldminen, in denen das Berggold gesucht wurde. Und das Waschgold - das findest du überraschenderweise fast in jedem Schweizer Fluss, wenn du etwas Abenteuergeist mitbringst. Das Buch "Gold in der Schweiz" zeigt dir wo und wie.

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